Wo um Himmels Willen hat sich dieser garstige Zeitfresser versteckt!? Geht dir das gerade auch so: Die Zeit rennt und rennt und ich komme gefühlt nicht hinterher. Eben war doch noch Anfang Februar und ich habe hier von meinen Rezeptplänen bis Ostern berichtet. Unterm Strich muss ich nun – eine Woche vor Ostern – feststellen, dass ich nicht viel von alldem geschafft habe. Aber ich will eigentlich gar nicht jammern, sondern mich lieber über die Sachen freuen, die ich in der Zeit geschafft habe. Und zum Glück sind auch ein paar Rezepte dabei, die ich jetzt “nur noch” verschriftlichen muss. Dazu gehört das folgende Eierlikör-Rezept. Für den Eierlikör habe ich ein paar Anläufe gebraucht, bis ich meinen Favoriten gefunden habe. Sollte es dich interessieren, so findest du am Ende des Rezeptes eine Zusammenstellung von Alternativen für die Zubereitung des Eierlikörs.
Bevor ich aber mit dem eigentlichen Rezept beginne, mag ich dir von meinem ersten Eierlikör berichten, denn der ist noch gar nicht so lange her. Viele Jahre war mir das “gelbe Zeug” (so habe ich Eierlikör genannt) äußerst suspekt und ich wäre nie darauf gekommen, mir Eierlikör zu kaufen bzw. diesen selbst zu machen. Alleine die Vorstellung, eine Flüssigkeit aus Eiern zu trinken, fand ich offen gestanden gruselig. Im September 2017 hat sich das mit einem Schluck geändert. Für ein Wochenende war ich mit meiner Lieblingsnichte (*hust* ich habe nur die eine…) in Maastricht – übrigens eine wirklich schöne Stadt. Dort waren wir in einem richtig schönen “Mädchen-Café” zum Frühstücken. Zu unserem Frühstück bekamen wir zwei Espressotassen serviert, in denen eine gelbe Flüssigkeit und eine ordentliche Portion Sahne auf uns warteten. Im Gegensatz zu meiner Nichte habe ich mir scheinbar keine Gedanken gemacht, was das sein könnte. Ohne eine Miene zu verziehen, schob sie mir ihre Tasse rüber. Wenn ich überhaupt etwas gedacht habe, dann vielleicht sowas wie “wäre ja unfreundlich, wenn wir beide Getränke einfach zurückgeben”. Mehr war es auf jeden Fall nicht, so probierte ich einfach. Und siehe da: Es war warmer Eierlikör mit einer Sahnehaube. Ehrlich gesagt weiß ich noch immer nicht, was mich mehr überraschte: Die Tatsache, dass ich gerade Alkohol zum Frühstück bekommen hatte oder dass es mir richtig gut schmeckte… Vielleicht war es einfach der schöne, entspannte Moment oder dass Eierlikör zu älter werdenden Tanten dazugehört (seufz). Oder beides. Ich werde es wohl nie herausfinden. Zumindest habe ich an diesem Samstag vor vier Jahren den Eierlikör auf meine “Ausprobier-Liste” gesetzt. Nicht viel später habe ich dann festgestellt, dass sich Eierlikör hervorragend zum Backen eignet und so werde ich dich demnächst auch daran teilhaben lassen.
Jetzt geht es aber erst einmal zu den Zutaten und dem Rezept. Neben den Zutaten benötigst du Flaschen (zum Abfüllen), einen Trichter, Topf und Metallschüssel sowie einen Mixer bzw. Schneebesen. Ich selbst verwende dazu noch gerne ein Thermometer (dazu dann mehr unter Tipps). Ich wünsche dir schon mal viel Erfolg beim Ausprobieren und sage “Prost” – aber erst nach getaner Arbeit.
Zutaten:
- 8 Eigelb (Ideen fürs verbleibende Eiweiß unter Tipps)
- 1 TL Vanillezucker
- 150 g Zucker
- 200 g Sahne
- 50 ml Milch
- 250 ml 43 (oder anderen klaren Alkohol)
Und so geht’s:
- Eigelb zusammen mit dem Vanillezucker in eine Metallschüssel geben und verrühren. Nach und nach Zucker, Sahne, Milch und 43 unterrühren.
- Für das Wasserbad einen großen Topf mit Wasser erhitzen, so dass das Wasser leicht blubbert. Die Metallschüssel auf den Topf setzen – die Schale sollte dabei das köchelnde Wasser möglichst nicht berühren. Nun die Masse auf 70 °C erwärmen (siehe unter Tipps) und dabei mit dem Handrührgerät dickcremig aufschlagen.
- Bei konstanter Temperatur nun den Eierlikör für etwa 5 Minuten weiter rühren. Metallschüssel vom Topf nehmen und den Eierlikör noch ein paar Minuten weiter rühren.
- Den Eierlikör mit Hilfe eines Trichters in sterilisierte Flaschen füllen oder diesen ganz frisch servieren. 🙂 Flaschen gut verschließen und im Kühlschrank lagern.
Tipps:
- Die wichtigsten Zutaten beim Eierlikör sind Eier und klarer Alkohol. Bei den Eiern solltest du unbedingt ganz frische Eier verwenden (- ich setze da voll und ganz auf frische Bio-Eier).
- Warum das aufwändige Erhitzen? Dies liegt an den rohen Eiern, in denen Salmonellen sein könnten. Um diese abzutöten benötigst du die entsprechende Wärme. Ehrlich gesagt habe ich mit dem Einschätzen von Temperatur so meine Schwierigkeiten… Daher verwende ich gerne ein Küchen-Thermometer.
- Welchen Alkohol kannst du für die Zubereitung von Eierlikör verwenden? Im Grunde kannst du sämtlichen klaren Alkohol nutzen: Korn, Rum, Wodka – alles ist möglich. Der Alkoholgehalt sollte über 14 % liegen; je höher, desto besser. Meine Probierphase hat ergeben, dass ich Eierlikör am liebsten mit 43* mag. 43 macht den Eierlikör geschmacklich etwas fruchtiger und bringt sogar noch eine schöne Vanillenote mit hinein. Aber vielleicht fängst du einfach mit dem an, was du eh daheim vorrätig hast!?
- Wie du oben schon gesehen hast, kommen neben Eiern und Alkohol noch Zucker und Sahne bzw. Milch dazu. Sahne macht den Eierlikör dickflüssiger. Wenn du diesen lieber etwas flüssiger haben möchtest, kannst du das Mischverhältnis zwischen Sahne und Milch einfach ändern (z.B. indem du 125 g Sahne und 125 ml Milch nimmst). Alternativ kannst du 300 ml 43 (anstelle von 250 ml) verwenden.
- Magst du es weniger oder gar mehr süß? Dann Spiel einfach mit der Menge an Zucker: Dazu einfach mal 25 g mehr oder weniger nehmen und probieren, was dir besser schmeckt.
- Den Eierlikör lagerst du am besten dunkel und kalt. Also ab damit in den Kühlschrank. Verschlossen ist selbstgemachter Eierlikör etwa 3 – 4 Wochen haltbar. (Gekaufter Eierlikör ist da deutlich länger haltbar.) Sobald du die Flasche öffnest, solltest du den Eierlikör zügig verbrauchen. Je nachdem wofür ich den Eierlikör benötige, mache ich hin und wieder nur die halbe Menge. Sollte der Eierlikör im Kühlschrank fester werden, so kannst du die Flasche einmal kräftig durchschütteln und du wirst sehen, dass er danach wieder gut flüssig ist.
- Geht Eierlikör auch ohne Alkohol? Aber sicher! Die Zubereitung ist identisch. Anstelle des Alkohols nimmst du einfach mehr Milch oder Sahne. Die Zutaten sind dann z.B. wie folgt: 3 Eier, 0,3 Liter Milch, 0,2 Liter Sahne, 2-3 EL Zucker und 1 TL Vanillezucker. Die Zubereitung ist identisch zum Eierlikör mit Alkohol. Ebenfalls lecker schmeckt das Ganze auch mit etwas Organgensaft (durch wird es fruchtiger).
- Eierlikör mit oder ohne Eiweiß!? Bin eindeutig im Team “ohne Eiweiß” – aber das ist sicherlich Geschmackssache. Vielleicht stellst du dir die Frage, was du dann mit dem übrig gebliebenen Eiweiß anstellen kannst? Eins steht fest – bloß nicht wegwerfen. Parallel zum Eierlikör gibt es bei mir immer Rezepte mit Baiser. Hier ein paar Empfehlungen für dich: Stylischer Kastenkuchen mit Heidelbeer-Baiser Frisur, Käsekuchen mit Baiser und immer beliebt sind die Baiser-Sternchen mit Schoko und Kaffee. An Weihnachten sind Zimtsterne ganz großes Kino.
- Am besten ist der Eierlikör zwischen 10 – 12 °C kalt, wenn du ihn trinkst. Eingangs habe ich dir schon von meinem ersten Eierlikör berichtet. Und genauso trinke ich ihn noch heute am liebsten. Dazu etwas Eierlikör erwärmen und einen Klecks geschlagene Sahne oben drauf. Fertig.
- Eierlikör macht sich auch hervorragend auf Waffeln. Wie wäre es also mit leckeren Buttermilch- oder Espressowaffeln – dazu Sahne und oben drauf ein Schuss Eierlikör.
- Nun hast du eine Flasche 43* gekauft und weißt nicht, was du mit dem Rest anstellen kannst? Probiere doch mal das Folgende: Eiswürfel in ein Glas, 2 cl Likör hinein und dann mit etwa 6 cl kalter Milch auffüllen. Wenn dir das noch nicht süß genug ist, kannst du etwas Vanillezucker hinzugeben.
- Ich gebe ja zu, dass ich sämtliche Küchengeräte liebe! Meines Erachtens kann man davon nicht genug haben. Bei einem bin ich aber seit Jahren raus: Um den Thermomix mache ich bisher immer einen großen Bogen. Ehrlich gesagt kann ich dir noch nicht mal sagen warum. Vielleicht weil ich viel zu gerne koche, um die Freude an das Gerät zu geben… Keine Ahnung. Vielleicht ändert sich das irgendwann einmal. Bisher habe ich auch nur beim Zubereiten von Eierlikör den Gedanken, dass ein Thermomix jetzt eine gute Sache wäre. Solltest du also einen haben, so ist die Zubereitung von Eierlikör für dich ein richtiges Kinderspiel. Dazu einfach alle Zutaten in den Thermomix geben und diesen auf Stufe 4 für 8 Minuten bei 70 °C erhitzen. Und auch hier wieder in saubere Flaschen füllen und im Kühlschrank lagern.
- Ach! Beinahe hätte ich noch was vergessen: Eierlikör ist nicht nur an Ostern ein schönes Mitbringsel. Nun gut. Durch Corona brauchen wir gerade nicht so wirklich Mitbringsel… Aber vielleicht als kleines Geschenk, das man jemandem vor die Tür stellen kann. Hierzu benötigst du dann die richtigen Flaschen. Bügelflaschen sehen eindeutig schöner aus, allerdings sind dünne Flaschenhälse bei Eierlikör nicht ganz so praktisch. Sowohl Bügelflaschen als auch kleinere Flaschen mit Schraubdeckel bekommst du übrigens für kleines Geld in diversen Drogerie-Ketten. Dort kannst du diese auch einzeln kaufen und musst nicht gleich 20 Stück im Paket kaufen… Praktischerweise lassen sich die Flaschen mit dem breiten Flaschenhals auch besser reinigen. Hm, ich hätte ja nie gedacht, dass mal die Hausfrau in mir durchkommt 😉
So. Nun bin ich schon wieder am Ende meines Rezeptes angekommen. Bevor ich mich verabschiede, verrate ich dir schon mal, dass sich Eierlikör hervorragend im Kuchen macht, denn dieser wird dadurch so richtig fluffig. Somit kannst du dir sicher schon denken, dass als nächstes was Gebackenes hier folgen wird. Wiederkommen lohnt sich also 🙂
Ich wünsche dir eine schöne Woche und sende liebe Grüße, Marina
Update (05.04.2021): Das Rezept für meine fluffigen Mini-Gugelhupfe mit Eierlikör ist nun endlich online! Außerdem musst du unbedingt die Eierlikör-Plätzchen ausprobieren. Bei denen kann man echt nicht widerstehen.
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Gutes Rezept von dir, wie immer. Freue mich schon auf Weihnachten und auf meinen selbstgemachten Eierlikör 😀